Eine gute Geschichte braucht eine ansprechende und einzigartige Hauptfigur, die die Leser:innen fesselt und sie auf eine unvergessliche Reise mitnimmt. Aber wie entwickelst du eine Figur, die so lebendig, realistisch und einprägsam ist, dass die Leser:in mit ihr mitlebt? Ein Ansatz ist die Verwendung der sogenannten Big Five. Diese fünf grundlegenden Dimensionen der Persönlichkeit ermöglichen es dir, Charaktere zu entwickeln, die komplexe und interessante menschliche Eigenschaften aufweisen.
In diesem Artikel erkunden wir die Big Five und wie du sie nutzen kannst, um faszinierende Charaktere zu schaffen, die die Leser:in packen. Außerdem erfährst du, wie du die verschiedenen Facetten der Big Five verwendest, um deine Charaktere glaubhaft und in der Handlung verankert zu gestalten. Lass uns gemeinsam eintauchen in die spannende Welt der Figurenentwicklung.
Big Five oder die fünf Faktoren des Menschen
Um die Persönlichkeit von Figuren zu erforschen, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Eine davon ist ein eigenschaftsbasierter Ansatz namens das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit, auch Big Five genannt. In fünf Dimensionen werden die Eigenschaften und deren Ausprägungsgrad eines Menschen beschrieben.
Dieses Modell ist in der Forschung und in der Praxis akzeptiert und verbreitet. Einige Studien, auch internationale, haben die Struktur der Big Five nachgewiesen. Sie gelten als robuste und relativ stabile Persönlichkeitseigenschaften. Die Ergebnisse sind länder-, kultur- und stichprobenartig vergleichbar.
Die Big Five der Persönlichkeit sind:
- Offenheit für Erfahrungen
- Gewissenhaftigkeit
- Extraversion
- Verträglichkeit und
- Neurotizismus
Im Folgenden werden sie einzeln vorgestellt und ihre weiteren Facetten angesprochen.
Buchfiguren und deren Charaktereigenschaften anhand der Big Five
Offenheit für Erfahrungen
Menschen, die offen sind, lassen sich auf neue Ideen und Erfahrungen ein. Sie haben eine gute Vorstellungskraft und denken unabhängig und unkonventionell. Niedrige Werte in diesem Eigenschaftsbereich zeigen sich durch eine konventionelle Denkweise, eine Vorliebe für Vertrautes und dem Vermeiden von unbekannten Situationen.
Facetten: Vorstellungsgabe, künstlerische Interessen, Gefühlstiefe, Experimentierfreudigkeit, intellektuelle Neugier, Toleranz für Vielfalt
Gewissenhaftigkeit
Diese Eigenschaft beschreibt die Selbstdisziplin und Eigenkontrolle des Menschen. Bei hohen Werten sind sie gut organisiert, fokussiert und Leben ihr Leben mit einer Planung. Sie sind leistungsorientiert und sind zuverlässig bei der Erfüllung ihrer Pflichten. Bei einer niedrigen Ausprägung sind die Menschen eher sorglos, sprunghaft in ihren Aktivitäten und unzuverlässig.
Facetten: Kompetenzbewusst, Ordnung, Verantwortungsbewusstsein, Leistungsstreben, Selbstdisziplin, Besonnenheit
Extraversion
Extravertierte Personen sind gesellige Menschen. Sie sind freundlich und können sich in ihrer Kommunikation durchsetzen. Sie sind gern unter Menschen und herzlich im Umgang mit anderen. Eine optimistische Haltung ist ihnen zu Eigen und sie gehen ihr Leben aktiv und tatkräftig an. Introvertierte Menschen, also umgekehrt zu extravertiert, sind zurückhaltend. Sie beobachten gerne, sind lieber für sich und gesellschaftlich unabhängiger.
Facetten: Herzlichkeit, Geselligkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Aktivität, Erlebnishunger, Frohsinn
Verträglichkeit
Diese Persönlichkeitseigenschaft ist im Zusammenhang mit sozialen Interaktionen zu verstehen. Menschen, die als verträglich gelten, wirken sympathisch. Sie vertrauen Mitmenschen, helfen und sind kooperativ. Sie kommen gut in anderen aus. Bei niedrigem Ausprägungsgrad sind Menschen skeptisch und treten anderen mit Misstrauen gegenüber. Sie sind weniger entgegenkommend und eher wettbewerbsorientiert.
Facetten: Vertrauen in andere, Aufrichtigkeit, Altruismus, Entgegenkommen, Bescheidenheit, Mitgefühl
Neurotizität
Neurotizität beschreibt den Grad der (In-)Stabilität eines Menschen. Bei hohem Ausprägungsgrad schwankt die Stimmung stark, Emotionen verändern sich schnell und das Verhalten ist wenig an anderen Menschen angepasst. Sie können impulsiv, reizbar, ängstlich und befangen sein. Bei geringen Neurotizismus-Werten sind die Menschen ruhig, gelassen und passen sich an. Sie kennen ihre Emotionen und regulieren sie dementsprechend und starke emotionale Schwankungen bleiben aus.
Facetten: Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Launenhaftigkeit/Zufriedenheit, Soziale Befangenheit, Genusssucht, Stressempfindlichkeit
Das Schreiben und die Big Five
Unsere Figuren sind eigene Persönlichkeiten. Es macht absolut Sinn, die Eigenschaften und Facetten der Figuren nach den Big Five zu konstruieren. Herauskommen ganzheitliche und vielschichtige Charaktere, die leicht zu verstehen und nahbar für die Leser:innen sind.
Aufgrund der Tatsache, dass die Big Five mit Studien belegt sind, ist es sinnvoll in folgenden Genres die Figuren nach ihnen zu entwickeln:
- Krimi
- Thriller
- Historische Romane
- Biografie/Autobiografie
- Horrorromane
- und auch Kurzgeschichten
Welcher Persönlichkeitstyp bist du?
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Kleiner Tipp: Versetze dich in deine Figur hinein und mache den Test aus deren Perspektive. Du bekommst sofort ein Feedback und die verschiedenen Ausprägungen werden dir ohne langes Grübeln über die Figur geliefert. Viel Freude bei der Entdeckung deiner Romanpersönlichkeiten.
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